Fragen & Antworten zur Kinderwunschbehandlung

Mehr Möglichkeiten - mehr Schwangerschaften.

Ein unerfüllter Kinderwunsch ist eine schwierige Zeit für jede und jeden Einzelnen, aber auch für das Paar und die ihm nahestehenden Menschen. Zyklus für Zyklus versuchten Sie schwanger zu werden, immer wieder bauten Sie neue Hoffnung auf. Aber dann folgte doch die Enttäuschung. Es ist ein schwacher Trost, dass ungewollte Kinderlosigkeit keine Seltenheit ist: In Deutschland ist etwa jede siebte Partnerschaft davon betroffen.

Kinderlosigkeit ist kein Schicksal
Ungewollte Kinderlosigkeit ist kein Makel, keine Frage von Schuld und auch kein Schicksal. Denn Gründe für eine ungewollte Kinderlosigkeit gibt es viele. Moderne Diagnosemethoden können in vielen Fällen die genaue Ursache ausfindig machen. Dem gegenüber stehen eine Menge medizinischer Möglichkeiten. Und dennoch, trotz aller Fortschritte in der Medizin bleibt es so, dass kein Behandlungserfolg garantiert werden kann. Aber, Ihr Kinderwunschzentrum wird alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ausschöpfen und Sie nach Kräften unterstützen.  

Positiv in die Kinderwunschbehandlung starten
Es ist nicht einfach, aber Sie sollten versuchen, möglichst entspannt die Kinderwunschbehandlung anzugehen. Sicher werden Ihnen zahlreiche Fragen durch den Kopf gehen, deshalb wollen wir Ihnen zu einigen Ihrer Fragen Antworten liefern. Und wir wollen Sie ermuntern, die Chancen, die Ihnen die moderne Medizin bietet, wahrzunehmen. Wichtig dabei ist, klare Ziele zu formulieren, Grenzen zu setzen und womöglich über Alternativen nachzudenken. Mit realistischen Erwartungen und einem Team, das hinter Ihnen steht, ist Ihr Weg zu meistern.

Welche Rolle spielt mein Alter für die Behandlung?
Welche Rolle spielt mein Alter für die Behandlung?

Frage 1 von 14

Bei einer natürlichen Schwangerschaft, aber auch bei einer Kinderwunschbehandlung beeinflusst das Alter entscheidend die Erfolgsaussichten. Grundsätzlich gilt, die Fruchtbarkeit nimmt ab dem 35. Lebensjahr ab. Die Chancen, mit zunehmendem Alter schwanger zu werden, sinken. Bei einer Kinderwunschbehandlung sind die Chancen für eine Schwangerschaft ab dem 40. Lebensjahr deutlich schlechter.

Aber: das biologische Alter ist von Frau zu Frau unterschiedlich. Ihr Behandlungsteam wird Ihre Erfolgsaussichten realistisch einschätzen − und diese nicht nur an Ihrem Alter festmachen. Lassen Sie sich deshalb nicht allein durch Ihr Alter entmutigen.

Wie kann ich den Behandlungserfolg unterstützen?
Wie kann ich den Behandlungserfolg unterstützen?

Frage 2 von 14

Versuchen Sie, gesund und entspannt zu leben.
Das hört sich erst einmal schwierig an und nach einem sehr großen, nahezu unmöglichen Vorhaben angesichts dessen, was Sie gerade beschäftigt. Einfacher wird es, wenn Sie sich klar definierte Teilziele stecken: 
1. Hüten Sie sich vor Übergewicht.
2. Mit Bewegung und Sport können Sie die Fettverbrennung ankurbeln und den Kopf frei bekommen
3. Leben Sie entsprechend bewusst und so gewohnt wie möglich.
4. Rauchen kann die Erfolgsaussichten einer Kinderwunschbehandlung erheblich beeinflussen. Am besten, Sie geben das Rauchen ganz auf.
5. Gleiches gilt für Alkohol. Insbesondere, wenn die Embryonen übertragen wurden, sollten Sie unbedingt auf Alkohol verzichten.
6.  Wenn Sie die Situation zu belastend empfinden, suchen Sie sich Hilfe und Unterstützung von außen.

Wie zeitaufwendig ist die Hormonstimulation, kann ich sie mit meinem Job vereinbaren?
Wie zeitaufwendig ist die Hormonstimulation, kann ich sie mit meinem Job vereinbaren?

Frage 3 von 14

Wenn Sie die Voruntersuchungen abgeschlossen haben und mit der Kinderwunschbehandlung beginnen, sind nicht sehr viele Termine notwendig: Während der Hormonstimulation finden nur einige Kontrolluntersuchungen statt. Die Eizellentnahme und der Embryonentransfer werden im Kinderwunschzentrum durchgeführt.

Die meisten Zentren sind auf berufstätige Frauen eingestellt und bieten Sprechstunden sowohl früh morgens als auch am späten Abend an. Daher gilt: Eine Kinderwunschbehandlung ist mit dem Job vereinbar.

Sollten mehrere Behandlungszyklen notwendig werden, können Sie mögliche Behandlungspausen mit Ihrem Arzt besprechen.

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit für eine Mehrlingsgeburt?
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit für eine Mehrlingsgeburt

Frage 4 von 14

In Deutschland kommen bei etwa 20 % der durch IVF und ICSI (Methoden der künst­lichen Befruchtung, s. Menüpunkt Fachbegriffe) durchgeführten Schwangerschaften Zwillinge zur Welt.

Der Anteil an Drillingen liegt unter 1 %.

Wie hoch das Risiko im einzelnen Fall ist, hängt von vielen Faktoren ab, zum Beispiel vom Alter der Frau oder der Anzahl der übertragenen Embryonen. Je jünger die Frau ist, desto häufiger kommt es zu Mehrlingsgeburten. In Deutschland dürfen bis zu drei Embryonen zurückgesetzt werden. In der Regel werden meist ein bis zwei Embryonen in die Gebärmutter eingesetzt. Dies sollte gemeinsam mit Ihrem Arzt abgewogen werden.

Wenn ich Eizellen oder Spermien einfriere, birgt das Risiken für mein Baby?
Wenn ich Eizellen oder Spermien einfriere, birgt das Risiken für mein Baby?

Frage 5 von 14

Bisher gibt es keine Hinweise dafür, dass kryokonservierte (in flüssigem Stickstoff eingefroren, s. Menüpunkt Fachbegriffe) Eizellen oder Spermien ein Risiko für das Kind darstellen. Nach aktuellen Kenntnissen ist die Fehlbildungsrate im Vergleich zur Nutzung nicht-kryokonservierter Eizellen oder Spermien nicht erhöht. Auch der Schwangerschaftsverlauf ist vergleichbar.

Macht die Hormonbehandlung dick?
Macht die Hormonbehandlung dick?

Frage 6 von 14

Nein, eine Hormonbehandlung führt nicht dauerhaft zu mehr Gewicht.

Allerdings kann es sein, dass während der Behandlung verstärkt Wasser ins Gewebe eingelagert wird. Dies kann als Gewichtszunahme wahrgenommen werden. Jedoch ist dies nur vorübergehend der Fall, die Wassereinlagerung reguliert sich nach einiger Zeit ganz von alleine.

Muss ich mich während der Behandlung schonen?
Muss ich mich während der Behandlung schonen?

Frage 7 von 14

Heute geht man davon aus, dass es für die Schwangerschaft und für Mutter und Kind am besten ist, wenn Sie Ihr Leben so normal wie möglich weiterführen.

Dies gilt auch für die Zeit nach dem Embryonentransfer. Vor einigen Jahren noch wurde danach Bettruhe empfohlen, Studien weisen aber mittlerweile darauf hin, dass ein normaler Alltag erfolgversprechender ist.

Wie kann ich mit dem Erfolgsdruck umgehen?
Wie kann ich mit dem Erfolgsdruck umgehen?

Frage 8 von 14

Es hört sich immer so einfach an: man solle sich nicht versteifen, nicht selbst unter Druck setzen, je höher die Erwartungen, desto stärker die Enttäuschung. Natürlich hofft man bei jedem Versuch, dass es diesmal klappen wird. Man kann den Kopf nicht ausschalten. Eine Kinderwunschbehandlung kann ein Auf und Ab der Gefühle sein.

Da hilft es, sich abzulenken. Zum Beispiel können Sie sich einem neuen Hobby widmen. Oder mal wieder Freunde treffen. Manche Paare profitieren auch davon, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Im Internet finden Sie zahlreiche Foren oder Selbsthilfegruppen. Auch räumlicher Abstand, beispielsweise durch einen Kurzurlaub, kann Sie auf andere Gedanken bringen.

Sollten Sie dennoch das Gefühl haben, sich ständig im Kreis zu drehen, kann eine psychologische Beratung weiterhelfen. Falls Ihr Kinderwunschzentrum keine Kooperationspartner zur Hand hat, können Sie Beratungsstellen wie Pro­Familia, Beratungsnetzwerk Kinderwunsch Deutschland, Wohlfahrtsverbände oder ein Frauenzentrum aufsuchen.

Birgt eine künstliche Befruchtung Risiken für das Kind, z.B. hinsichtlich Behinderungen oder einer Fehlgeburt?
Birgt eine künstliche Befruchtung Risiken für das Kind, z.B. hinsichtlich Behinderungen oder einer Fehlgeburt?

Frage 9 von 14

Bei jeder Schwangerschaft, auch bei einer natürlichen, besteht das Risiko für Behinderungen oder Fehlgeburten. Bei einer natürlichen Schwangerschaft treten bei etwa jeder 15. Schwangerschaft Fehlbildungen auf.

Es gibt Hinweise dafür, dass bei Methoden wie IVF und ICSI die Fehlbildungsrate leicht erhöht ist (jede 12. Schwangerschaft nach künstlicher Befruchtung im Vergleich zu jeder 15. auf natürlichem Weg). Dabei gibt es keine typischen Fehlbildungen, die mit diesen Methoden in Verbindung gebracht werden könnten. Vielmehr sind die üblichen Fehlbildungsraten geringfügig häufiger auf.

Das Risiko einer Fehlgeburt steigt mit dem Lebensalter der Mutter. Das ist bei einer natürlichen Schwangerschaft genauso wie bei einer, die durch künstliche Befruchtung entstanden ist. Allerdings ist das Risiko für eine Fehlgeburt bei einer künstlichen Befruchtung generell leicht erhöht.

Wenn ich nicht sonderlich sportlich und sogar etwas über-gewichtig bin, verschlechtert das dann meine Chancen?
Wenn ich nicht sonderlich sportlich und sogar etwas über-gewichtig bin, verschlechtert das dann meine Chancen?

Frage 10 von 14

Übergewicht kann eine Schwangerschaft erschweren. Dies gilt jedoch auch für eine natürliche Schwangerschaft. Denn Übergewicht kann zu Zyklusunregelmäßigkeiten führen, der Hormonhaushalt kann unausgeglichen sein, das Risiko für Fehlgeburten und Komplikationen steigt.

Eine Gewichtsreduktion kann sich daher positiv auf die Schwangerschaft auswirken. Erste Schritte dabei sind eine gesunde und ausgewogene Ernährung und mehr Bewegung. Eine Ernährungsberaterin oder ein Ernährungsberater kann Sie bei der Gewichtsreduktion unterstützen.
Sport in Maßen hat auch vielfältige Auswirkungen auf die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden.

Können wir eine Kinderwunschbehandlung durchführen, wenn mein Partner und ich nicht verheiratet sind?
Können wir eine Kinderwunschbehandlung durchführen, wenn mein Partner und ich nicht verheiratet sind?

Frage 11 von 14

Für eine Kinderwunschbehandlung müssen Sie und Ihr Partner nicht verheiratet sein. Allerdings werden die anteiligen Kosten von den gesetzlichen Krankenkassen in diesem Fall nicht übernommen.

Um einen Ausgleich zu schaffen, können seit 2016 unverheiratete Paare vom Staat finanziell unterstützt werden. Dies ist an verschiedene Voraussetzungen geknüpft und von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich geregelt. Mehr Informationen dazu finden Sie auf den Internetseiten des Bundesfamilienministeriums.

Muss ich mich selbst spritzen? Und was, wenn ich das nicht kann oder will?
Muss ich mich selbst spritzen? Und was, wenn ich das nicht kann oder will?

Frage 12 von 14

Sollte eine Hormonstimulation mit Tabletten erfolglos bleiben, ist eine Therapie mit Spritzen sinnvoll, denn mit Spritzen kann die Menge optimal dosiert werden.

Die Hormone werden dabei unter die Haut ins Fettgewebe gespritzt. In der Regel erhält die Patientin im Kinderwunschzentrum eine Anleitung und kann die Spritzen dann zu Hause selbst anwenden. Alternativ kann dies natürlich auch der Partner übernehmen. Bei den Spritzen handelt es sich meist um Autoinjektoren, die sehr leicht anzuwenden sind. Sie müssen also keine Scheu haben, es ist keine schwierige Prozedur.

Kann ich während der Behandlung Geschlechtsverkehr haben?
Kann ich während der Behandlung Geschlechtsverkehr haben?

Frage 13 von 14

Während der Kinderwunschbehandlung müssen Sie nicht auf den Geschlechtsverkehr verzichten. Wenn allerdings eine Spermaprobe notwendig ist (z.B. für ein Spermiogramm oder die Insemination), empfiehlt es sich, 2 bis 3 Tage vorher auf Geschlechtsverkehr zu verzichten.

Bei manchen Behandlungsmethoden ist es sogar notwendig, zu einem bestimmten Zeitpunkt Geschlechtsverkehr zu haben. Dann sollten Sie den Sex aber nicht als Leistungssport betrachten oder gar als Mittel zum Zweck. Bewahren Sie sich auch weiterhin spontane, liebevolle, intime Momente.

Was tun, wenn ein Befruchtungsversuch nicht geklappt hat oder gar die Kinderwunschbehandlung erfolglos bleibt?
Was tun, wenn ein Befruchtungsversuch nicht geklappt hat oder gar die Kinderwunschbehandlung erfolglos bleibt?

Frage 14 von 14

Die Methoden der Kinderwunschbehandlung sind sehr komplex. Daher ist es leicht nachvollziehbar, dass nicht immer alles nach Plan verläuft. Was Sie vor allen Dingen brauchen, ist Geduld.

Wenn der Erfolg ausbleibt, fühlen Sie sich vielleicht leer und sehr enttäuscht. Umso wichtiger, dass Sie als Paar zueinanderstehen. Es kann jedoch passieren, dass die Ansichten auseinandergehen. Vielleicht will einer die Therapie fortsetzen, während der andere zu enttäuscht ist und abbrechen möchte. Hier hilft es, Abstand zu gewinnen, in sich hineinzuhorchen und die eigenen Grenzen genau auszuloten.

In jedem Fall sollte man sich schon während der Therapie Gedanken darüber machen, welche Alternativen es gibt, wenn die Therapie fehlschlägt. Muss es ein leibliches Kind sein oder gibt es andere Optionen? Ein Pflegekind? Eine Adoption? Selbst wenn eine Kinderwunschbehandlung nicht klappt, bedeutet dies noch nicht, dass ein Leben ohne Kinder vorprogrammiert ist. Und selbst das könnte ja eine Alternative sein.

Ausblick

Nicht bei allen Paaren führt die Kinderwunschbehandlung zum Erfolg. Es kann ein anstrengender Weg sein, der durch viele Höhen und Tiefen führt und psychisch belastend ist. In vielen und immer mehr Fällen führt dieser Weg aber letztlich zum Ziel.

Kinderwunschbehandlung als Chance
Eine Kinderwunschbehandlung erfordert vor allen Dingen Geduld und Durchhaltevermögen. Für Sie als Paar kann sie eine Zerreißprobe sein, aber auch eine Herausforderung, die am Ende vielleicht noch enger zusammenschweißt. Denn das Fundament Ihrer Partnerschaft ist nicht ein Kind, sondern sind Liebe, Verständnis und Vertrauen. Wir wollen Sie ermutigen, die Chancen einer Kinderwunschbehandlung zu nutzen. Es gibt Mittel und Wege – Ihnen stehen hochspezialisierte Praxen und moderne Medikamente zur Verfügung

Ständige Fortschritte steigern die Erfolgsaussichten
Grundsätzlich steigen mit jedem Behandlungszyklus die Chancen schwanger zu werden. Doch auch abgesehen davon, ist die Schwangerschaftsrate nach Kinderwunschbehandlung in den vergangenen Jahren angestiegen. Sie liegt heute gleichauf mit der Rate einer natürlichen Schwangerschaft oder kann sie sogar übertreffen. Es gibt also Hoffnung – für Ihren Kinderwunsch, für Sie als Familie, für ein Leben mit Kind. Das wünschen wir Ihnen von Herzen.